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Lexikon

Ayahuasca

Substanz

Der Begriff Ayahuasca kommt aus der Sprache Quechua (Sprache im Andenraum Lateinamerikas) und bedeutet "Liane der Geister" bzw. "Liane der Toten". Die Ayahuasca-Liane ist eine im Becken des Amazonas wachsende Pflanze.

Ayahuasca hat bei den lateinamerikanischen UreinwohnerInnen viele Namen: Caapi, Dápa, Mihi, Kahi, Natema, Pindé oder auch Yajé. Der bitter schmeckende Trank wird zum Wahrsagen, Hexen und zu Heilzwecken verwendet und ist tief in der Mythologie und Philosophie der indigenen Gemeinschaften verwurzelt. Der Gebrauch des psychoaktiven Tranks ist wahrscheinlich so alt wie die lateinamerikanische Urbevölkerung selbst und nimmt einen bedeutenden Platz in ihrem Leben ein. Die Indigenen verwenden Ayahuasca in Zeremonien und Visionsfindungen meist unter Begleitung eines Schamanen* / einer Schamanin* (Medizinmann* /-frau*, bemüht sich um die Heilung von Krankheiten, tritt mit Wesen der "spirituellen Welt" in Verbindung).

Um Ayahuasca herstellen zu können, benötigt man zwei Pflanzen: Yage (Banisteriopsis Caapi), eine Urwald-Liane, welche Harmin sowie Spuren von Harmalin enthält und Chakruna-Blätter (Psychotria viridis), die Dimethyltryptamin (DMT) enthalten. Harmin und Harmalin sind MAO-Hemmer. Die Monoaminooxidase (MAO) würde normalerweise DMT abbauen, noch bevor es über die Blut-Hirn-Schranke in das zentrale Nervensystem eindringen könnte. Durch die Kombination der Wirkstoffe kann der Trank seine bewusstseinserweiternde Wirkung jedoch ausüben und Visionen auslösen.

Weiterhin können zahlreiche andere Pflanzen hinzugefügt werden, um die auftretenden Effekte des Rausches zu verstärken oder zu vermindern bzw. die Bekömmlichkeit des Trunkes zu erhöhen.

Wirkung/Nebenwirkungen

Die Wirkungen des Ayahuascas können sehr verschieden sein und sind abhängig von der Zubereitungsart, der Verfassung des Konsumenten/der Konsumentin, der Dosis, den zusätzlich beigemischten Stoffen, dem Verwendungszweck und nicht zuletzt von den Ritualen und Gesängen des Schamanen.

Der Rausch wird oft in zwei Phasen beschrieben. Zu Beginn des Rausches können Zittern und Zuckungen, Übelkeit, Schwindelgefühl, Nervosität und Erbrechen auftreten. Danach folgt ein Rauschzustand, der die Umgebung in leuchtenden Farben und geometrischen Figurationen, "wie durch ein Prisma" gebrochen erscheinen lässt. Mit intensiverer Wirkung werden im zweiten Teil des Rausches nicht existente Tiere und andere Erscheinungen (Schlangen, Raubkatzen, Geister, Tote) halluziniert, die in der Regel als bedrohlich empfunden werden. Es können heftige euphorische und/oder aggressive Zustände auftreten. Häufig wird von "Nahtoderfahrungen" (Kontakt mit Verstorbenen bis hin zum Erlebnis des eigenen Todes) berichtet, die nicht selten als so unangenehm empfunden werden, dass die Person nie wieder Ayahuasca konsumieren will. Der Schamane selbst lernt, diese unangenehmen Rauschwirkungen zu verarbeiten und für die Heilung seiner PatientInnen nutzbar zu machen. Die ethnologische Forschung geht davon aus, dass User erst nach zehn- oder zwölfmaligem Konsum mit diesen, Horrortrips ähnlichen Rauscherfahrungen umzugehen verstehen und positive Aspekte am Rausch dann überwiegen. Diese Aussage ist allerdings nicht pauschalisierbar und vom kulturellen Kontext abhängig.

Die Ayahuasca-Halluzinationen sind auf keinen Fall - wie oft behauptet - mit einem LSD-Trip gleichzustellen. DMT wirkt um ein vielfaches stärker.

Nach dem Rausch folgt oft ein tiefer Schlaf, welcher von intensiven Träumen und gelegentlichen Fieberwellen begleitet ist. Häufig tritt starke Diarrhöe [Durchfall] auf.

Safer Use

Risikofreien Konsum gibt es nicht! Wer trotzdem konsumiert, sollte sich mit den Safer-Use-Regeln vertraut machen:

Safer Use heißt: Ayahuasca nie ohne Anleitung konsumieren

Ayahuasca wird traditionell nie allein ohne kundige Begleitung eingenommen. Eine kompetente, mit Ayahuasca vertraute Person [der*die Schaman*in] ist immer anwesend und "leitet" und begleitet durch den Rausch. Der Konsum außerhalb dieses Settings ist unseres Erachtens nicht zu empfehlen.

Viele Menschen sind der Auffassung, dass die Ayahuasca-Reise ausschliesslich in den Gebieten stattfinden sollte, wo der Trank seine Wurzeln hat (idealerweise bei einem längeren Südamerika-Aufenthalt). Sie sind auch der Meinung, dass von so genannten Ayahuasca-Seminaren ausserhalb dieser Gegenden oder gar "Internetbestellungen" für den "Home-Trip" gänzlich abzuraten ist. Kompetente Schaman*innen in Europa zu finden, dürfte äußerst schwer sein. Wir konnten uns dazu keinen endgültigen Standpunkt bilden.

Respekt vor Ayahuasca bedeutet: Der Konsum von Ayahuasca sollte etwas Besonderes, möglicherweise auch Einmaliges im Leben sein und nicht zur Gewohnheit werden.

Wenn Du Dich für einen Ayahuasca-Trip entscheidest, such Dir eine*n gute*n Schaman*in! Er sollte eine vertrauenswürdige und in Bezug auf Ayahuasca kompetente Person sein. Es ist sehr ratsam, dass Dir diese Person auch menschlich sympatisch ist, da Du Dich während des Trips vollständig in seine "Hände" begibst. Ob die Tripbegleitung (Schamane) dabei selbst auf einem Ayahuasca-Trip sein darf/sollte, lässt sich auch nicht so einfach sagen: Von Vorteil kann dabei sein, dass negative Triperlebnisse geteilt werden können, da beide auf dem gleichen Level sind.

Während des Rausches kann es mit großer Wahrscheinlichkeit zu Nahtod-Erscheinungen, angsteinflösenden Visionen oder ähnlichem kommen. Vordergründig wird Ayahuasca mit der Absicht, solche Erfahrungen auszulösen, eingesetzt. Darüber solltest Du Dir von Anfang an im Klaren sein, dass diese "Reise" Dir viele "Türen" öffnen kann und Dir angsteinflössende Visionen zeigen wird.

Beim Konsum von Ayahuasca besteht die Gefahr, dass man sich in diesen Visionen verliert und der Weg zum "Normalzustand" für immer verschlossen bleibt. Sei Dir dieses Risikos für Deine seelische Gesundheit bewusst!

Gib Deiner Psyche und Deinem Körper die Möglichkeit, den Trip zu verarbeiten. Auch negative Rauscherlebnisse können verarbeitet werden, wenn man ihren Stellenwert erkennt und sie in die eigene Persönlichkeitsentwicklung einordnen kann. Dazu benötigt es aber Zeit und Reflexion.

Vor dem Verzehren des Tranks sollte man nichts essen.

Da der Beginn des Rausches meist mit Übelkeit und Erbrechen begleitet wird, besteht die Gefahr, dass sich der/die Konsument/in an seinem/ihrem Erbrochenen verschluckt - Erstickungsgefahr!

Bedenke, dass MAO-Hemmer wie beispielsweise Harmine und Harmaline toxisch sind und eine Überdosierung unter Umständen tödlich enden kann. Dosiere erst einmal niedrig!

Ayahuasca nicht mit anderen Drogen kombinieren!

Rechtliche Einordnung

In der Bundesrepublik Deutschland und anderen Europäischen Ländern fällt der in Ayahuasca enthaltene Stoff DMT (Dimethyltryptamin) unter das Betäubungsmittelgesetz. Die Ayahuasca-Liane selbst, aus welcher der psychoaktive Trank zubereitet wird, ist legal. Enthält der Trank jedoch DMT, fällt dieser unter das Betäubungsmittelgesetz. Man macht sich mit Zubereitung, Weitergabe und Handel von Ayahuasca strafbar. Der Besitz von DMT-haltigen Pflanzen aus botanischen oder dekorativen Gründen ist dagegen gesetzlich nicht zu verbieten.

Die Pflanzen für die Zubereitung von Ayahuasca sind in der Schweiz noch weitgehend legal - sie sind noch nicht vom BtMG in der Schweiz erfasst. Für Österreich liegen uns keine Informationen vor.

Stand der Informationen: Juli 2015

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