Könnt Ihr meine Drogen testen?
Könnt Ihr meine Drogen testen?
Sehr geehrtes Drugscout-Team,
als letzte Möglichkeit wende ich mich an Euch, da die deutsche Gesetzeslage es nicht zulässt, Drogen testen zu lassen, ohne sich dabei strafbar zu machen. Mit einem Problem, das vermehrt in unserer Region auftritt und mich fast mein Leben gekostet hätte. Deshalb fühle ich mich verpflichtet, hier mit Euch Aufklärungsarbeit zu leisten.
Drogen konsumiere ich seit gut 20 Jahren, angefangen über die Einstiegsdroge Haschisch, Marihuana und Cannabisprodukte bis Extasy, Speed, LSD, Pilze und Kokain. Die Zeit, in der ich unvernünftigerweise im Ausprobierwahn an die Grenzen meines Körpers ging ist längst vorbei. Mittlerweile besteht mein Alltag aus Arbeit und Familie.
Um sich mal aus dem Trott des Alltags zu befreien und Abwechslung zu schaffen, bin ich jetzt hier über Bekannte an ein 1 g Koks gekommen, um dies zu konsumieren. Als ich es probiert habe, blieb der Kokainflash aus und nach ca. 30 Sekunden bis 1 Minute begannen extreme Nebenwirkungen, wie Kloß-im-Hals-Gefühl, Jucken am ganzen Körper bis hin zu Hautausschlag und Verengung im Hals, ich bekam kaum Luft und hatte Todesängste.
Gerne würde ich Euch das Material zukommen lassen, damit Ihr es testen und darüber berichten könnt. Es soll anderen nicht genauso ergehen wie mir. Ist dies möglich? Könnt Ihr das testen, ohne das es Probleme gibt?
Leider habe ich im Imternet nicht viel gefunden über spezielle Analysetests. Ich kann zwar mit den marktüblichen Tests den Reinheitsgehalt bestimmen, aber nicht, was an Streckmitteln enthalten ist. Gerne könnt Ihr meinen Bericht veröffentlichen, natürlich bitte anonym.
Mit freundlichen Grüßen
Dr.-Frühling-Team:
Hallo,
vielen Dank für Deine Anfrage. Leider können wir Dir kein Drug Checking anbieten.
In Deutschland ist dieses Verfahren laut aktueller Gesetzeslage nicht grundsätzlich möglich. Hierfür fehlt in den meisten Bundesländern und auf Bundesebene der politische Wille und daher ist es nicht ausdrücklich erlaubt. Laut Betäubungsmittelgesetz (BtMG) dürfen nur Apotheker*innen, Toxikolog*innen, Polizist*innen und ein paar andere Berufsgruppen mit allen illegalisierten Substanzen hantieren. Sozialarbeiter*innen wie wir jedoch nicht ausdrücklich. Daher könnte die Staatsanwaltschaft Strafverfahren gegen uns beginnen, wenn wir Proben entgegennehmen würden. Auch könnte die Polizei die Nutzer*innen unserer Angebote vor unserer Tür abfangen und durchsuchen, wenn wir anfangen würden Drug Checking anzubieten und durchzuführen. Nicht zuletzt fehlt für ein solches Angebot ebenso die Finanzierung.
Auch wir als Drug Scouts dürfen hier in Leipzig (Sachsen) bisher leider keine Substanzen testen lassen. Sendet uns daher bitte keine Substanzen zu!
Wie Du bereits richtig anmerkst, können die herkömmlichen Farbtests, die online legal erhältlich sind, nur Hinweise auf die enthaltenen Substanzen geben, aber keine exakten und verlässlichen Angaben über Inhaltsstoffe, Wirkstoffkonzentrationen oder Streckmittel machen. Den Reinheitsgrad einer Substanz kann man also nur bestimmen, wenn man die Substanz in einem Labor, z.B. durch ein „Drug Checking“-Programm, testen lässt.
Eine Möglichkeit bietet das Projekt legal-high-inhaltsstoffe.de mit Sitz in Frankfurt am Main. Das Projekt hat die Möglichkeit, unbekannte Neue Psychoaktive Substanzen (NPS) auf die genauen Inhaltsstoffe zu testen. Das Angebot ist jedoch auf NPS begrenzt. Da in Deinem Fall die typische Kokainwirkung scheinbar ausblieb und die Nebenwirkungen der Substanz jedoch sehr intensiv eintraten, ist nicht auszuschließen, dass es sich um eine andere (neue) Substanz handelt als Kokain.
Hier https://legal-high-inhaltsstoffe.de/de/substanzen/onlineberatung.html kannst Du anonym eine Anfrage an das Team stellen. Den genauen Ablauf werden Dir die Kolleg*innen erklären.
Es gibt weiterhin die Möglichkeit Substanzen in Apotheken abzugeben. Diese schicken die Proben weiter an ein Labor, welches die Standardsubstanzen testen kann. Dort wird jedoch nicht auf Streckmittel, Verunreinigungen und andere psychoaktive Substanzen getestet und die Dosierung nicht mit angegeben. Man erhält dadurch also nur eine Aussage, ob eine der Standarddrogen (Amphetamin, Kokain, MDMA, Methamphetamin, Heroin, LSD usw.) enthalten war, aber nicht wieviel oder was noch. Aufgrund der unsicheren Rechtslage verweigern einige Apotheken aber auch die Annahme.
Da Du herausfinden möchtest, ob / welche Streckmittel in dem von dir konsumierten „Kokain“ die unangenehmen Nebenwirkungen verursacht haben, wäre die Laboranalyse durch Apotheken vermutlich nicht hilfreich.
In Berlin ist ein Drug-Checking-Modellprojekt in Planung. Allerdings konnten die Kolleg*innen ihre Arbeit noch nicht aufnehmen. Das bisherige Konzept sieht vor, nur Proben vor Ort entgegenzunehmen. Die Möglichkeit zur Einsendung von Substanzen ist, soweit wir wissen, vorerst nicht vorgesehen. Das Partyprojekt zu dem das DC dann gehören wird, heißt „Sonar“ und das ist ihre homepage:
https://safer-nightlife.berlin/.
Andere Drug-Checking-Angebote gibt es bisher nur in vielen anderen europäischen Ländern wie Österreich, der Schweiz und den Niederlanden, mit jeweils unterschiedlichen landesspezifischen Vorgaben.
Weitere Informationen zum Drug Checking findest du hier:
https://drugscouts.de/de/page/drug-checking
Wahrscheinlich hast Du darauf eh keine Lust mehr, aber aufgrund der Nebenwirkungen die Du beschreibst, raten wir Dir davon ab, die Substanz weiterhin zu konsumieren.
Wir wünschen Dir viel Erfolg bei der weiteren Klärung.
Viele Grüße
Deine Drug Scouts
Die Informationen in unserer Antwort sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Aufgeführte Substanzen können dem BtMG [Betäubungsmittelgesetz] unterliegen. Besitz, Erwerb und Handel damit sind strafbar! Wenn die Stoffe frei verfügbar sind, heißt das nicht, dass ihr Gebrauch ungefährlich wäre. Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Die Drug Scouts übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen.