8 Jahre clean
Ich bin heute 28 Jahre alt. Ich hab insgesamt 8 Jahre Drogen genommen. Angefangen hatte es mit Alkohol und Haschisch/Gras, da ich in der Punk-Szene in der ich war ein großes Zugehörigkeitsgefühl hatte und all das gemacht hab was andere auch gemacht haben. Die Punk-Zeit war schnell vorbei wo ich Leute kennengelernt habe die in der Techno-Szene waren und Extasy konsumiert hatten. DAS war meine Droge überhaupt damals (hatte ich zumindest damals gedacht). Von da an gab es eigentlich keine Grenze mehr in meinem Konsumverhalten. Speed und Kokain kamen schneller dazu als ich gucken konnte. Dadurch habe ich so viele Leute kennengelernt die genauso waren wie ich, daß ich schnell zu Kontakten mit Heroinabhängigen hatte. Was mich früher dazu gebracht hat weiß ich bis heute nicht und eigentlich muß ich das auch nicht mehr, denn diese Frage war für mich nie die Ausschlaggebende. Also würde ich heroinabhängig. Meine Eltern haben mein Klauen und mein Zustand nicht mehr ausgehalten und haben mich rausgeworfen. Ich habe 2 Jahre in Erfurt auf der Straße gelebt. DAS war die HÖLLE. Ich war kriminell wo es nur ging, damit ich geklautes in Geld machen konnte und es für Drogen ausgab. Ich war mehrmals vorbesraft ( 3mal Bewährung vor Gericht bekommen). All das hat mich nicht abgehalten mich so weiter zu zerstören. Damals hatte ich in einem Abrisshaus ganz in der Nähe meiner Eltern "gehaust". Vom injizieren in die Leiste hatte sich beim mir schon ein Abszess gebildet und ich stand den Morgen auf und spritzte mir eine Thrombose. Mein Bein ist so stark angeschwollen und hat so doll gedrückt und wehgetan, sodaß ich Angst bekommen hab. Ich hab mich also zu meinen Eltern geschleppt mit diesem Bein was ich quasi hinter mir her gezogen habe. Mein Vater war daheim und hat mich ins Krankenhaus gefahren. 2 Monate lag ich auf einer Angiologie und hab in dieser Station auch meinen halbwarmen Entzug gemacht. Da sie auf der Angiologie nicht richtig wußten wie sie mit einem heroinabhängigem umzugehen haben haben sie mich mit 4 Faustan am Tag ruhiggestellt. Diese Dosis wurde fast die 2 Monate durchweg beibehalten. Während der Zeit im Krankenhaus hat mich die Suchthilfe (Knackpunkt) und der Bewährungshelfer besucht. Dort war der Zeitpunkt wo der Wille an eine Therapie war (nicht nur wie sonst bla bla). Der Knackpunkt hatte alles dafür in die Wege geleitet und ich habe mich für eine Therapie entschieden die mich so schnell wie möglich aufnehmen konnte. Zur Wahl stand für mich Synanon oder die Waldmühle in Darmstadt. Ich hab mich für die Waldmühle entschieden, da man mir gesagt hat, daß man bei Synanon sogar Einheitskleidung tragen mußte. Das war mir zu suspekt :) Also, ich bin mit meinen Eltern in der Waldmühle angekommen und mußte als erstes einen Kaffe trinken. Das ist dort so Gang und Gebe damit man schneller Urinkontrolle abgeben konnte. Dieser Kaffee hat mich so stark unruhig gemacht und ich habe gemerkt, daß mit mir was gewaltig nicht stimmt. Ich ging ins Zimmer der Ärztin die mit im Haus war. Die stellte mir viele Fragen und es stellte sich heraus, daß ich durch die Medikamente im Krankenhaus einen Tablettenentzug hatte. Dieses Gefühl kann ich nicht beschreiben was ich bei dieser Erkenntnis hatte. Ich hab einfach nur angefangen mit heulen. Sie haben mich also in Darmstadt nochmal in eine Entgiftung geschickt. Ich konnte es wirklich nicht fassen, da ich mich doch mental auf die Therapie vorbereitet hatte. In der Entgiftung wurde mir bewußt, daß es keienn schlimmeren Entzug gint als den Medikamentenentzug. Erst wollte ich hart und eisern kalt entziehen aber in der Nacht war dieser Wille vobei, da ich Angst vor einem Schlaganfall hatte. Die 2 Wochen waren schnell um, aber der Entzug eigentlich noch lange nicht vorbei. Das war sogar so schlimm, daß ich nicht mehr schreiben konnte. Ich habe versucht Kreuzworträtsel zu lösen, habe aber meinen Finger nicht an die gewollte Stelle bringen können. Das war KRASS !! Nun ging meine Therapie los. Ich kam vorerst mit der Ordnung die in dem Haus war eigentlich nicht so recht klar. Dort gab es Struktur, die ich so nicht gewohnt war. Frühs aufstehen, Morgenrunde (Gespräch) in der wir uns für jeden Tag was vornahmen, danach Arbeitstherapie, Mittag, dann das Forum (Gespräch) in dem bestimmte Stufen die man da erhielt ansprechen konnte und Neuzugänge sich vorgestellt hatten und noch mehr, Freizeit, Abendbrot, Abendrunde (Gespräch unter den Clienten). All das war stark ungewohnt, aber ich kam dann sehr gut klar weil ich mich an den Rythmus gewöhnt hatte. Es gab schwere Zeiten in der Therapie, aber ich war in einem sicheren Rahmen wo ich mich geborgen gefühlt habe und sofort Hilfe bei Problemen bekam !! Als ich dann in der Adaption (Außenorientierung) war, hieß es ich solle einen Praktikumsplatz suchen, da dies zur Therapie dazugehörte. Da ich ein sehr musikalischer Mensch bin war mein erster Gedanke ein Musikladen der Instrumente verkauft. Ich hab in der Zeit von ca 1 Monat keinen Praktikumsplatz in diese Richtung finden können. Aus meiner Verzweiflung heraus hab ich mich in Richtung Bau orientiert, weil ich wußte die könne immer eine Arbeitskraft gebrauchen zumal sie kostenlos ist :) Nun hatte ich ein Praktikumsplatz als in einer Schreinerei. In dem Monat was das Praktikum andauerte habe ich Vollgas gegeben und gezeigt wozu ich fähig bin und gemerkt, daß mir diese Arbeit Spaß macht. Ich wurde vom Chef als Lehrling übernommen und habe dort meine Ausbildung mit Note 2 bestanden. Während der Ausbildung (im 1. Lehrjahr) hab ich in einer betreuten WG gewohnt die mit auf dem Gelände der Waldmühle ist. Das hat mir in der Außenorientierung und bei dem Kontakt mit fremdem Menschen SEHR geholfen. Ich arbeite bis heute immernoch in dieser Schreinerei :) In all dieser Zeit gab es viele Momente in denen ich mich schlecht gefühlt habe. In der Anfangszeit meines Cleanseins war natürlich immernoch der erste Gedanke die Drogen, aber auch nach Therapie hatte ich Freunde gewonnen die mir bis heute das WICHTIGSTE sind. Egal was mich drückt, und sei es mein Schuh :) , ich kann immer zu ihnen kommen. Der Kontakt mit cleanen Süchtigen ist für mich der Wichtigste Teil des Cleanseins. Ich war 3 mal bei Meetings der NA, aber ich habe gemerkt, daß das nicht so meins war. Zu Silvester bin ich hingegen fast immer bei der NA-Feier und freue mich bekannte cleane Süchtige zu treffen und einfach nur zu labern und Spaß zu haben ohne Drogen. Reden und Offenheit ist ein sehr gutes Rezept, was ich ohne Therapie nie allein geschafft hätte. Die Therapie war quasi meine Neugeburt :D Ich bin froh genau diesen Weg eingeschlagen zu haben. Ich lebe viel bewußter und nehme Dinge bewußter wahr. Ich habe mir ein Leben aufgebaut was ich nicht mehr missen will. Ich habe eine Arbeit und somit Geld, eine tolle Wohnung, RICHTIGE Freunde und eine Freundin. Seit dem 04.11. bin ich 8 Jahre clean. Ich danke Euch für das offene Ohr und es hat mir sehr gut getan diesen Text hier zuschreiben und meine Erfahrung mitzuteilen. Ihr leistet tolle Arbeit !!
Substanzen
- Abhängigkeit / Sucht
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