An den 21-jährigen aus BaWü

Tja, was soll ich sagen?! Ich habe mir deinen Bericht gleich mehrfach durchgelesen, weil er mich sehr berührt hat - auch wenn ich der Meinung bin, dass mein Bericht missverstanden worden ist. Denn ich schreibe nicht vor, wie man sich gegenüber seinem/ihrem heroinabhängigen Partner verhalten soll. Das Einzige, wozu ich "aufrufe" ist, dass man den Mut haben soll zu erkennen, wann es keinen Sinn mehr macht. Im Gegensatz zu dir bin ich nicht der Meinung, dass das Verlassen des Partners die einfachste Lösung ist-im Gegenteil! Wenn man schon eine Weile mit seinem Partner zusammen ist (ich war drei Jahre mit meinem Freund zusammen, bervor er Heroin nahm)ist es ein verdammt schwerer Schritt diese Entscheidung zu treffen. Ich finde, dass es ein gehöriges Maß an Mut und Stärke braucht, den Menschen den man liebt, dennoch zu verlassen, damit man selbst nicht kaputt geht. Die Augen vor dem zu verschließen, was ist und sich einzureden "das wird schon wieder", finde ich persönlich wesentlich einfacher. Eine Beziehung besteht aus zweimal ICH, das ein WIR ergibt. Das kann nur dann funktionieren, wenn beide Kompromisse eingehen. Ich weiss natürlich nicht, wie man drauf ist, wenn man an der Nadel hängt, da hast du Recht. Aber frag dich selber bitte mal, ob du überhaupt in der Lage bist, solche Kompromisse einzugehen, die für die Erhaltung einer Beziehung nicht weg zu denken sind. Generell muss ich sagen, dass ich mehr als positiv überrascht war, als ich deinen Bericht gelesen habe. Du scheinst jemand mit Kopf und Herz zu sein, umso weniger kann ich nachvollziehen, wie jemand, der doch eigentlich so viel zu sagen hat wie du, seinen Geist und Körper so sehr vergiften kann. Du meintest, dass du eine Beziehung bräuchtest, um von Heroin loszukommen; ich meine, dass du das alleine schaffen kannst und auch solltest. Wenn mein Freund auch nur annährend so gedacht hätte wie du heute, hätte die Sache vielleicht ein anderes Ende gehabt. Jetzt frage ich mich nur noch, warum du nichts unternimmst, um vielleicht wieder das Leben führen zu können, das du mal hattest. Eine Beziehung kann das nicht für dich übernehmen. Das musst du aus eigener Kraft schaffen. Aber offensichtlich ist doch der Wille da?! Dass du auf meinen Bericht eingegangen bist, hat mich übrigens sehr gefreut!! Ich wünsche dir alles Gute und viel Glück!!