Falsches Glück
Hi.
Vor zwei Monaten habe ich meine erste Erfahrung mit Speed gemacht. Ich wollte es schon seit Monaten ausprobieren, weil ich für gewöhnlich keine Party bis zum Ende durchstand, und schließlich hat mir ein Freund zwei Gramm besorgt. Er selber nahm das Zeug bereits regelmäßig und konnte mir daher recht gut beschreiben, wie es wirkt und wie es ist, runterzukommen. Am Wochenende nahm ich es dann. Es war gutes Speed und die Wirkung setzte schnell ein. Bis um 8 Uhr morgens war ich der King. Zumindest fühlte ich mich so. Ich war voller Energie und Tatendrang. Mein Dopaminspiegel war wohl noch nie so hoch. Ich schwebte auf einer Wolke durch die Gegend und konnte feiern ohne Ende. Egal, wie viel ich rauchte oder trank, es machte mir nichts aus. Nach unzähligen Bier führte ich noch tiefsinnigste Gespräche mit meinen Freunden, die allerdings nicht drauf waren. Daher war dann auch um 6 Uhr Ende mit Party und ich musste mich zwangsschlafenlegen. Das klappte leider nicht so gut. Bis 12 Uhr lag ich im Bett rum und rollte mich hin und her. Schweißausbrüche, Durchblutungsstörungen, Krämpfe,... Ich fühlte mich, als ob ich durch die Hölle ginge. Gegen 15 Uhr legte ich Minimal auf und konnte tatsächlich ein paar Minuten schlafen, wenn auch nicht erholsam.
Am Abend zog ich wieder. Diesmal mehr. Wieder war ich der King und feierte. Leider war mein Körper schon dermaßen kaput, dass ich trotz Speed gegen 4 am Abkacken war. Die körperliche Erschöpfung verschaffte mir tatsächlich ein paar Stunden Schlaf. Sonntag Mittag war ich trotzdem ein Häufchen Elend. Ich starrte Löcher in die Luft, schaute Schwachsinn im TV und wollte einfach nur noch wieder klarkommen. Aber Schlaf bekam ich trotzdem keinen guten. So quälte ich mich Montag vollkommen fertig zur Arbeit, wo ich starke Stimmungsschwankungen von Aggression zu Depression durchmachte. Hat wohl mit dem Dopaminspiegel zu tun... So ging das bis Mittwoch. Dann war ich endlich wieder klar. Obwohl sich dieser Trip absolut nicht gelohnt hat (2 Abende Party für 4 Tage Abfuck lohnt definitiv nicht!) hatte ich das Bedürfnis wieder zu ziehen. Aber ich überredete mich, es bleiben zu lassen. Erst Silvester zog ich wieder. Diesmal mit zwei Freunden zusammen. Wir saßen die ganze Nacht da und redeten über Themen, die man Silvester normalerweise nicht bespricht. Trotzdem war es super. Wieder war ich der King. Ich war wach, glücklich und konnte einfach alles. Dachte ich. Wir zogen die ganze Nacht durch und hörten, was absolut übertrieben war, erst am 1.1. um 15 Uhr auf. Den ganzen Tag hatten wir daher mit Abkacken verbracht. Allerdings war es diesmal nicht so unangenehm, wie das erste Mal, weil wir ja zu 3. waren und uns so irgendwie gegenseitig halfen. Um 19 Uhr wagte ich, in allem, was ich die Nacht so getrunken und geraucht hatte total überdosiert, einen Versuch zu schlafen. Nach Stunden gelang es mir für kurze Zeit. Der 2.1. gestaltete sich dementsprechend.
Apathisch saß ich da, starrte irgendwelche Dinge an und sagte kein Wort. Ich fühlte mich leer, vollkommen ausgepowert. Wieder traten Stimmungsschwankungen auf, diesmal allerdings nicht so ausgeprägt. Abends gelang es mir endlich, etwas Schlaf zu bekommen, der auch tatsächlich erholsam war. Um wieder komplett klar zu sein, dauerte es wieder einige Tage, in denen nicht wirklich viel mit mir anzufangen war. Ich schwor mir, fürs Erste nichts mehr zu ziehen. Speed ist eine idiotische Droge. Um ein oder zwei Tage durchzufeiern und Gott zu sein, ist man drei oder vier Tage geplättet und begibt sich in die Gefahr, immer mehr ziehen zu wollen. Meiner Meinung nach ist das ein sehr schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis. Dazu kommen noch die Langzeitwirkungen, die Speed nach sich ziehen kann. Schon nach zweimal ziehen merke ich, dass das Zeug in mich eingegriffen hat. Ich habe plötzlich Gefühlsschwankungen und falle ab und an in depressive Phasen, in denen ich mich leer und antriebslos fühle. So etwas hatte ich noch nie. Hoffentlich bleibt dieser Zustand nicht dauerhaft!
Ich möchte nicht grundsätzlich von Speed abraten. Es ist eine durchaus verlockende Droge und kann bei Menschen, die damit umgehen können, durchaus positiv sein, solange es ein Partygag bleibt. Ich persönlich denke im Nachhinein, dass ich getrost auf diese Erfahrung hätte verzichten können. Aber nachher ist man ja immer schlauer. Letztenendes muss das aber jeder für sich selber wissen. Wer es ausprobieren möchte, sollte sich gut kennen, es mit einem Speed-Erfahrenen nehmen und auf jeden Fall ein bischen Gras und viel Zeit einplanen.
Substanzen
- Speed [Amphetamin]
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