funktionierender Alkoholiker
Ich weiß nicht, ob ich bereits ein Alkoholiker bin, aber ein suchtgefährdendes Verhalten ist mit Sicherheit schon vorhanden. Ich habe ein massives Ausbildungsproblem, da ich mir nach mehreren Ausbildungsabbrüchen nun einen Job ausgesucht habe, der mich extrem strapaziert und ich befürchte, dass ich dafür gar nicht geeignet bin, vor allem, da ich ein von Haus aus introvertierter Mnesch bin und ich in meinem Beruf viel Kundenkontakt haben werde. Trotzdem will ich es unbedingt schaffen. Denn nun werde ich ja auch immer älter (man beachte die Altersangabe) und ich habe immer noch nichts in der Hand. Das bereitet mir natürlich Sorge. Auch wächst der Druck von meinem Umfeld (Eltern, neugierig beobachtende Nachbarn und Mitmenschen, die ihre Näschen in Angelegenheiten stecken, die sie nicht das geringste angehen usw.) immer mehr. Teilweise echt schlimm, sag ich euch, vor allem, wenn man spürt, dass einige sich wohl tatsächlich heimlich einen drauf abwichsen, wenn man es wieder nicht schaffen sollte. Aber schon seit dem letzten Jahr greife ich als Notlösung ab und zu mal zu einem kleinen "Helferlein", damit ich im Geiste nicht blockiere. Denn wenn ich verkrampfe, kann ich nicht ordentlich arbeiten/lernen. Kann ich das nicht, verschärfen sich aber die Probleme. Eine schöne Zwickmühle... Ein ausuferndes Trinken ist es nicht, ich bin sehr darauf bedacht, dass man von außen nichts bemerkt - das wäre wohl auch ein guter Grund, um aus der Ausbildung zu fliegen, klare Sache. Es ist im Grunde schon erschreckend, wie gut man darin werden kann. Ich mische mir Rum und Zucker unter den heißen und sehr starken Kaffee, fülle die Mischung in die Thermoskanne und nehme frühmorgens vor dem Verlassen des Hauses erst einmal ein paar stärkende Schlückchen zu mir. Ich werde fast sofort ruhiger, kann wieder klarer denken. In der Mittagspause wird dann auf der Toilette "nachgeladen". Noch einmal zur Betonung, es geht also nicht ums "Abschalten", sondern kurioserweise um das Beibehalten eines klaren Kopfes. In letzter Zeit bemerke ich, wie die Vorstellung, einen Tag wirklich konsequent nüchtern zu bewältigen, mir immer unannehmbarer vorkommt. Bis jetzt kann ich allerdings auch keine Erhöhung der nötigen Dosis oder ein gar zwanghaftes Kreisen der Gedanken um Alkohol feststellen, was laut Wikipedia (guter Artikel zu dem Thema übrigens) ein ernsthaftes Alarmsignal wäre. Ich bin mir auch sicher, dass diese Art des Konsums von Alkohol sofort beendet wäre, wenn mein Leben wieder in einigermaßen sicherem Fahrwasser verlaufen würde. Wenn ich wieder zufriedener wär.... Wie das wohl weitergeht? Ich weiß es nicht. Aber ich werde mich beobachten und mich ggf. wieder melden.
Substanzen
- Alkohol
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