ich bin ein käfer
ich bin 23 jahre alt und hatte schon einige erfahrungen mit drogen gemacht. verschiedene sachen, aber nichts wie xtc oder lsd. seid ich 17 bin habe ich mal so rumprobiert und bin immer gut bei weggekommen. kein tripps, keine unaushaltbaren entzugserscheinungen, nichts dergleichen. ab und zu mal etwas pepp, aber das ist es dann.
vor ein paar monaten habe ich dann von ratiopharm-hustenstiller gehört und gleich mal gekauft. in irgendeinem forum habe ich dann etwas über die dosierung und die jeweilige wirkung gelesen. dementsprechend, da ich ca. 48 kilo wiege, würden 12 kapseln genügen, um ein wenig spaß zu haben. anders wo hatte ich wiederum gelesen, dass viele leute schon nach 5 kapseln alles wieder erbrochen haben. also fing ich klein an.
nach kurzer zeit stellte ich fest, dass es nicht sinnvoll ist die kapseln zu nehmen, wenn man kurzvorher gegessen hat. auch dirket danach zu essen ist der sache nicht dienlich. zeitverzögert einige zu nehmen kann die wirkung herabsetzen.
vor einigen wochen habe ich bereits eine "erleuchtung" gehabt. ich war der meinung das ganze system der welt zu begreifen. wie auch immer.
bis zum gestrigen tag bin ich nicht über 7 kapseln hinausgegangen. gestern sollten es aber 13 werden. in meiner unvernunft habe ich mir versucht einzureden, dass 5 kapseln mehr oder weniger den kohl nicht fett machen. ich wusste allerdings dass diese rechnung so nicht aufgeht.
ich nahm die 13 dinger um 19.30uhr. ich wusste dass in ca 2 stunden bei mir die wirkung einsetzt. ich hatte noch zeit. um 20.30 uhr habe ich noch ein paar gekochte hühnermägen gegessen. anschließend noch mit einem guten buch und einer zigarette in den garten, wetter war ja auch wundervoll. anschließend habe ich mich an den rechner gesetzt und stellte gegen 20. 50 fest, dass ich nicht mehr ordentlich schreiben, geschweige denn lesen konnte. es war zeit, das bett zu suchen. ich wollte noch so viel machen, aber die wirkung hatte mich plötzlich übermannt.
zeit meine freund anzurufen, den ich allerdings nicht vorgewarnt hatte. weder dass ich mal wieder was nehmen würde, noch welche menge. wie er mir heute morgen berichtete, war mein erster satz am telefon: scheiß tripp...
da ich persönlich keine gute erfahrungen gemacht habe, möchte ich mit diesem text neugierige abschrecken, darum werde ich auch die peinlichen deteils nicht verschweigen.
das nächste woran ich mich erinnere ist, dass ich die realität verloren hatte. ich hatte das gefühl alles um mich war ganz klein, der raum war geschrumpft. dennoch glaubte ich nicht, das alles würde gerade mir wiederfahren, sondern eher, dass ich einen schlechten film gucke, oder, weil ich mich der situation machtlos gegenüber fand, dass ich einen albtraum habe. die stimme meines freundes am telefon machte mir wieder bewusst, dass dies meine eigene realität ist. er redete und ich konnte kein wort verstehen, außerdem entferte sich seine stimme immer mehr, bis ich letzt endlich in einer vollkommen anderen welt war. ich lag vor angst zusammengerollt in einer ecke meines bettes und wusste nicht mehr wo ich war, wer ich war und worum es überhaupt hier geht.
irgendwo im haus war ein fernseher an (die zwei türen zu meinem zimmer waren offen) und die fremden stimmen, und noch irgendein unbekanntes geräusch vereinten sich zu einem gespenstischen krach und ich hatte nochmehr angst.
da mein freund nicht wusste was los war und nicht wusste was ich alles genommen hatte, forderte er mich immer dazu auf etwas zu essen, zu trinken, mich hinzusetzen - ich sollte was tun, damit der stoff aus dem körper kommt. nach kurzer zeit, und nachdem ich ihn innerhalb von vielleicht 10 diverse male gefragt hatte wie spät es sei ( es war ca 21.00 uhr) musste ich kotzen. aber es kam nicht viel raus und glücklicherweisen lanfete das eine zerkaute, aber unverdaute hühnerherz auf dem korkfußboden. davon angestregt lies ich mich wieder auf den rücken fallen und wischte mir mit einer hand über den mund und verteilte schön meinen speichel mit kotzresten in meinem gesicht und meinem haar.
irgendwann zog ich mich aus, irgendwie. ich war mehr als verwundert, als plötzlich mein oberteil vor meine füßen lag - ich hatte keine ahnung wie es dort hingekommen war. nach viel anstrengung war ich nun nackt. es ging mir immer schlechter. ich lag auf dem bett und faselte vor mich hin: scheiß tripp, scheiß tripp! sprechen war nicht mehr das was es mal war, es war schwer und ich hatte auch nicht besonders viel lust drauf. immer wieder driftete ich zurück zur angst. nichts in den vier wänden die ich nun schon seit 19 jahren bewohne kam mir irgendwie vertraut vor - nur mein freund war ein anker. die wände schwirrten durch die gegend, der raum wurde enger. mein freund sagte ich solle die türen schließen. mit einiger mühe setzte ich mich auf und beugte mich nach vorne richtung tür. ich streckte die mir fremde hand, die da plötzlich auftauchte und konnte trotzdem nicht die tür erreichen. ich lies mich von meinem bett auf den boden plumpsen, kniete da, legte meine oberkörper auf den boden und streckte erneut die fremde hand - erreichte die tür und drückte sie irgendwie zu.
mein freund redete mit mir um mich wach zu halten, er hatte angst, dass wenn ich bewusstlos werde (kann man das von hustenstillern?), dass ich mich erbreche und daran ersticke. also redete er, irgendein zeug. ich solle im doch eine geschichte erzählen; dies ist die geschichte: es war einmal vor langer zeit.......................................................................... ein mädchen mit ganz langen langen langen langen langen langen langen langen langen langen................................... haaren.....................! mehr war nicht drin. alles im raum bewegte sich, meine anzeige von der digital uhr wackelte so stark, dass ich nicht im stande war etwas zu lesen.
mein freund erinnerte mich daran, dass ich die zweite tür noch schließen muss... oh mein gott. aufstehen war unmöglich. ich hätte mich nie und nimmer auf den beinen halten können, überhaupt war alle motorik im arsch. ich musste es anders machen. mit viel überkeit setzte ich mich auf (ein vorgang der laut meinem freund um die 4 minuten gedauert hat). wieder ließ ich mich vom bett auf die knie fallen, legte den oberkörper auf den boden, so dass mein kopf ganz weit unten war. ich stütze mich auf die unterarme und robbte los. ich dachte an kafka und an die geschichte mit dem käfer und dachte ich selbst sei einer. irgendwann war wie durch ein wunder auch die nächste tür zu und ich krabbelte zurück zum bett. meine bewegungen waren derartig ruckartig, ich konnte das zwar wahrnehmen, aber ich war außer stande es zu ändern.
zwischen einigermaßen bewussten momenten verfiel ich immer wieder für längere zeit in apathische und angsterfüllte zeitabschnitte, konnte nicht verstehen was mein freund zu mir sagte konnte auch nicht verstehen was hier abging. ich hatte keine ahnung was los war und wie das passiern konnte. in einem dieser momente sagte ich wohl plötzlich: schön warm! absurd, denn es war in dem raum viel zu heiß und ich schwitze mich halb tot. wie ich am ende des tripps irgendwann feststellte, hatte ich auf meine bettdecke gepinkelt. aber als das geschah war es noch lange nicht vorbei. weil mir so warm war, schlug mein freund mir vor, das fenster zu öffnen. nach geraumer zeit konnte ich aufstehen und gehen... oder so. wer fear and loathing in las vegas gesehen hat und sich an die szene vor der reteption erinnert, der kann sich so einigermaßen vorstellen, wie ich mich bewegt habe, nur das ich keine hallus hatte. für den betrachter mag das zum schreien sein, aber für den der es durchmacht ist es ein kampf der nicht enden will. vor meinem fenster steht ein schaukelstuhl, auf dem ich mich abstüzte. ich musste an dem ding vorbei, um an das fenster zu kommen. doch als ich den schaukelstuhl los lies wackelte er logischerweise. einmal das und seine form veränderte sich ständig. es dauerte bis ich die hürde überwunden hatte. damit ich das fenster öffnen kann, ohne dabei auf die fresse zu fallen, musste ich mich an der wand abstützen, jedoch war die nicht so nah dran, wie ich mir das gedacht hatte. sie zog sich immer weiter nach hinten zurück, bis ich sie dann endlich doch zu fassen bekam.
alle negativen eindrücke, die geräusche, die sich bewegenden und immer näher kommenden wände, der realitätsverlust, alles wurde immer stärker.
man mag das jetzt lustig finden und man kann meinen, weil ich mich an so viel erinnern kann, kann es ja garnicht so schlimm gewesen sein. die tatsache jedoch, dass ich alles wahrgenommen habe, was mit mir passiert ist, ist kein indiz dafür, dass es ich irgendwie in der lage war, etwas zu tun, etwas, was mich befreit. es ging mir in meinem ganzen leben noch nie so beschissen. die angst war furchtbar. auch die orientirungslosigkeit war scheiße. der verlust meiner realität und dann das wieder wahrnehmen meiner umgebung... es ist nicht schön ein käfer zu sein.
ich will niemandem empfehlen mehr als 7 oder acht solcher dinger zu nehmen, wenn man nicht weiß, ob man auf mehr klar kommt. es war für mich das letzte mal mit einer so hohen dosierung.
Substanzen
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