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Mein Freund ist ein Junkie

Hy an alle! Ich bin 25 Jahre alt und muss mir einfach mal was von der Seele schreiben. Ich bin ganz neu hier und habe gaaanz viele Erfahrungen, die ich gerne teilen möchte und mit Sicherheit lange nicht in ein par Tagen aufschreiben kann, aber nach und nach. Ich habe seit 9 Jahren (mit 2 Jahren Trennung) einen festen heroinabhängigen Freund. Er ist 27 und konsumiert seit ca. 10 Jahren. Ich selber nehme keine Drogen, trinke auf Partys mal was aber das wars!!! Ich habe Pep und XTC schon probiert und wurde auch schon zum Methadon probieren überredet. Aber ich hatte noch nie ein Drogenproblem, sehe mich da überhaupt nicht gefährdet. Ausprobiert ja, mehr auch nicht. Ausser mal ein par Gläser Sekt mit meiner Freundin wenn wir raus gehen aber alles andere war halt Neugier und mehr oder weniger einmalige Sachen!!! Obwohl ich teilweise mit der Szene zu tun habe/hatte habe ich noch kein Erlebnis mit Heroin, Koka oder anderes gehabt. Zuviel Respekt, zuviel Elend, zuviel Angst davor! *** NO WAY! *** Jetzt zu meiner eigentlichen Geschichte, die ich einfach mal loswerden möchte: Es ist bei ihm "harmlos" mit Kiffen usw. angefangen, dann irgendwann Schore genommen und um die Kosten zu senken das drecks Zeug gespritzt. Das mit dem Spritzen geht ca. 4 Jahre so und ich habe verdammt viel miterlebt - erleben müssen - Erfahrungen gesammelt. Da mein Freund arbeitslos ist und und nie genug Geld für seinen Stoff hatte, habe ich in Not-situationen "geholfen" (Geld gegeben). Naja eher war es kein Helfen, aber wenn ein Mensch den man über alles liebt zitternd, klitschnass, weinend und krampfend vor Schmerz vor einem liegt fällt es nicht leicht ihn einfach liegen zu lassen!! Aber es gab auch Situationen wo er mich vor lauter Hilflosigkeit, Angst und Schmerzen beklaut hat, meine Ps2, Handy, Dvd Player etc. verkauft hat... ja ich liebe ihn immer noch! (schwer zu verstehen ja!?) Ansonsten war die Beschaffungskriminalität einer seiner Methoden, an den "Lebenswichtigen" Stoff zu kommen und hat viele Leute beklaut, beschissen, angelogen usw. Auch vor Familie und Freunden wurde kein Halt gemacht. Das hört sich sehr fies und gemein an, aber irgendwo habe ich immer versucht zu verstehen. Was würde ich machen wenn ich wüsste, ohne irgendwas Krummes zu drehen bald Todesschmerzen haben zu müssen. Wenn ich mir vorstelle vor Schmerzen zu erbrechen, zu krampfen etc. - würde ich bevor das passiert nicht auch so einige Grenzen überschreiten? Es gibt für so ein Verhalten keine Entschuldigung, Rechtfertigung oder Verharmlosung, es soll nur eine Erklärung zur Verständnins sein! Es war oft sehr hart für ihn und für mich auch. Freunde vernachlässigte ich, weil ständig was war, ich bei ihm sein musste, es Probleme gab usw. Er hat ja niemanden ausser mich und wir lieben uns. Bei mir zu Hause hatte er schon seit fast immer Haus- und Hofverbot und meine Eltern hatten sehr sehr viel Angst um mich (was ich aber auch immer gut verstanden habe). Das hat er sich damals mit seinen Lügen, betrügen und klauen alles selber zu zuschreiben und gebessert hat sich ja bei ihm nie etwas, sodass ein Annäherungsversuch seiten meiner Eltern in Aussicht war! Er hasst dieses Zeug will nur noch wag davon, verabscheute es und braucht es weder für einen Kick noch um Probleme zu lösen, sondern um sich normal zu fühlen, keine Schmerzen zu haben und sich nicht zu quälen. Es geht schon lange nicht mehr um den Kick, sondern um das normale Dasein ohne körperliche Schmerzen haben zu müssen. Es war oft so schlimm, dass ich ihm beim Spritzen helfen musste, weil er vor Schmerzen und zittern selber nicht mehr in der Lage war sich das Zeug zu injekzieren. Wie ich diese Momente gehasst habe, ihn dafür gehasst habe sowas von mir zu verlangen, diese scheiß Droge gehasst habe. Aber ich konnte sein Leid einfach nicht mehr ertragen. Das Heroin hat seinen Körper im Griff, was er selber weiß, begreift und absolut davon weg möchte!! Aber das ist schwer und auch mit echtem Willen dazu nicht annähernd einfach. Venen hat er kaum noch und es ist jedes Mal eine regelrecht Venen-suche, bevor er überhaupt zur Spritze greift... Viele Entzugsprogramme hat er durch und wurde sofort rückfällig. Es waren bisher um die 12 Stück... Eine stationäre Therapie hat er damals vor ca. 5 Jahren abgebrochen... Im Methaprogramm war er auch lange Zeit. Er war immer so auf 12 ml Metha oder auch mal runter auf 8 ml, aber der Beikonsum war vorprogrammiert... Da ist er aber auch schon 2 Mal rausgeflogen... Immer diese Hin- und her. Lügen, Stoff beschaffen, Schmerzen, Geld, Leid, down`s und up`s. Es hat mich alles oft sehr mitgenommen. Einfach alles! Wie schlecht es ihm oft ging, wie sehr und oft er mich belogen hat, beklaut hat, verarscht hat, angebettelt hat, abgezogen hat, mir Vorwürfe gemacht hat, ich sein Leid ertragen/aushalten musste, seine Stimmungsschwankungen, seine Liebesbekenntnisse... schwere Zeit!!! ..aber ich lebe noch ;) Aber nun ein Blick nach vorne (vielleicht): Seit 2,5 Wochen ist bzw. war er jetzt in Osnabrück in der Ameos KLinik und hat sich von Metha + Beikonsum abdosieren lassen. Runter auf Null, nix, clean. Seit diesem Dienstag ist er in Oldenburg in der Moorkieker Klinik und ich mache jetzt schon 3 Kreuze, dass er es bis dahin überhaupt geschafft und durchgezogen hat!!! Aber ich bin lange nicht mehr so naiv und weiß auch, dass er morgen schon wieder hier sein könnte, wenn er es da nicht aushält, nicht klar kommt oder was auch immer. Irgendeine Geschichte würde ihm dann wohl einfallen. Und Geschichten erzählen können Junkies sehr gut, besser als jeder Autor oder Politiker!!! Ich bete jeden Tag, dass es ihm dort gut geht, er es durchhält, nicht abbricht und ihm dort geholfen wird. Das wäre meine Zukunft, darauf hoffe ich schon lange Zeit! Ich liebe diesen Menschen, egal was er mir alles schon zugemutet und angetan hat. Heroin ist kein Kinderkram, sondern eine sau schwere Krankheit/Sucht die einen ein Leben lang begleiten wird, auch wenn man clean ist! Ich weiß auch, dass wenn es irgendwann mal überhaupt zu einer cleanen Zeit/Leben bei ihm kommen wird, ist das Thema Heroin immer eine Gefahr, sie ist immer da und immer nah!!! Hier kümmere ich mich um alles, seine Wohnung, Briefe usw. Er braucht sich um nix zu kümmern, nur um sich selbst. Ich wünsche mir so sehr, dass es ihm irgendwann wieder normal gut gehen kann ohne zu fixen, ohne Drogen. Normale Freunde, Arbeit, Optimismus... Ich werde an seiner Seite sein und ihn in allen Dingen unterstützen, egal was es ist! Wenn er diese Therapie schafft weiß ich, dass das Kämpfen, Aushalten, Beistehen, Ermutigen, Aufbauen, Warnen, Dasein, Zuhören, Auffangen und Halt geben nicht umsonst gewesen waren!!!! Klar vermisse ich ihn, möchte wissen wie es ihm da geht, ihn sehen und dasein. Aber er hat erstmal 3 Wochen Kontaktsperre dort in der Klinik und ich denke dass ist auch ganz wichtig. Irgendwo tut es mir auch gut, dass er weg ist, dass andere diese Last an sich nehmen und versuchen zu helfen, dass ich ein Stück Verantwortung abgeben kann! Aber ich habe Angst, wird er es schaffen, kann er es schaffen? Wer hat selber Erfahrungen mit Therapien und Versuchen clean zu werde? Hat jemand Ratschläge für mich, was wenn alles schief geht?! So dass ist in ganz groben Zügen meine Geschichte und ich freue mich über Kontakte mit Gleichgesinnten, Ex-Abhängigen, Abhängigen oder Angehörigen. Einfach mal Erfahrungen austauschen, Ratschläge geben, warnen, Mut machen... vielleicht mag sich ja jemand bei mir melden. Ich würde mich sehr freuen!!! Ganz liebe Grüüüße

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