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Out of Space

Ecstasy... Ich lasse mir das Wort auf der Zunge zergehen und ein Haufen Erinnerungen werden wach. Ich denke an gute Zeiten mit guten Freunden. An rauschende Feste und laute Musik. Dieser Glanz des Verbotenen, der über all dem lag und der uns zusammenschweißte. Wie an jenem verzauberten Sommertag: Eine feuchte Hitze schnürt mir die Kehle zu und in meinem Rücken knackst etwas, als ich mich erschreckt aufbäume. Nach kurzem Überlegen merke ich dann doch noch, dass ich in einem Zelt liege, was mir wohl die ein oder andere Peinlichkeit erspart. Nach Frischluft japsend öffne ich den Vordereingang und blicke in die bekifften Gesichter meiner Freunde, was mich zu spontanen Begeisterrungsschreien verleitet. Die Zeltnachbarn steigen mit ein und mein Anfall endet in kollektivem Herumbrüllen. Ich bin auf einem Festival, das wird mir jetzt erst richtig klar. Nach dem sporadischen Konterbier schnappe ich mir ein Handtuch und schlendere kiffend hinunter zum See. Vorbei an seltsam riechenden Imbisbuden, stinkenden Dixie-Klos und glücklichen Menschen. Die Sonne liegt wie ein goldener Schleier auf dem archaischen Campingareal und lässt die ganze Situation noch unwirklicher erscheinen. Ich fühle mich gut und Stürze mich in das eiskalte Nass. Den Vormittag verbringen wir mit trinken, kochen und herumdösen. Ein paar Leute erkunden schonmal das Gelände, doch ich bin noch zu faul und liege regungslos vor meinem Zelt herum, bis es ein wenig abkühlt. Am frühen Nachmittag erwacht dann endlich auch mein Tatendrang und ich vergreife mich erstmal an unseren Bierreserven. Joints machen die Runde und die ersten Verrückten kommen schniefend aus ihren halbaufgebauten Zelten gekrochen. Da kann ich natürlich nicht tatenlos zusehen und überprüfe das Drogenarsenal, welches ich mir mit einem guten Freund vorher sorgsam zusammengestellt hatte. In meinem Zelt befindet sich ein prall gefüllter Beutel Gras, verschiedene Pillen, ein monströser Brocken Speed, ein paar getrocknete Pilze und ein halbes Gramm Koks. Ich breite alles vor mir aus und rufe meinen Kumpel herbei. Mit einem irren Grinsen machen wir uns über das Speed her. Es war gutes Zeug und dank der euphorischen Stimmung katapultiert es uns ohne Umwege in eine andere Umlaufbahn. Unser kleines Zeltlager wird zur Raumbasis in dieser weit entfernten Galaxie. Ich ernenne mich kurzerhand selbst zum Captain und ordne den sofortigen Aufbruch zum Vergnügungsplaneten an. Wir nehmen noch jeder eine Pille mit an Bord und machen uns auf zu neuen Abenteuern. Wie auf Schienen bahnen wir uns den Weg durch die Menschenmassen. Ich fühle mich geborgen unter all diesen friedlichen Fremden. Der einzige Störfaktor befindet sich am Einlass. Er trägt grün-weisse Kleidung und ist 1,85 groß. Kurzes Luftanhalten, nur keine Nervosität zeigen. Er tastet mit seiner Hand über die Hosentasche, in der sich die Pille befindet, ist aber zum Glück zu unaufmerksam und winkt mich durch. Die Paranoia weicht schnell den lauten Bässen und bunten Lichtern. Fasziniert wandeln wir zwischen den zuckenden Körpern umher, bleiben ab und an bei besonders schönen, weiblichen Exemplaren stehen oder zucken selber mit. Die Zeit scheint ausser Kraft gesetzt, alles verschmilzt zu etwas unendlich schönem, dennoch undefinierbarem. Und das, obwohl wir den Warpantrieb noch garnicht benutzt haben. Dieser Gedanke erinnert mich an meine Pflicht als Captain und ich leite die Aufnahme illegaler Psychopharmaka ein. Wir spülen die Tabletten mit überteuertem Bier aus Plastikbechern runter. In freudiger Erwartungshaltung sehen wir uns nach einem geeigneten Platz um, an dem wir jointrauchend die Einschlagphase überstehen können. Unsere Wahl fällt auf zwei gemütliche Felsbrocken direkt am Seeufer. Ich mache mich sofort ans Werk und drehe mit flinken Fingern zwei Joints. In meinem Magen blubbert es und ich fühle mich zunehmend besoffen. Eine unsichtbare Welle drückt mich fest auf den Stein, auf dem ich sitze. Die Musik nehme ich nur noch sehr dumpf und leise war, wie die Ruhe vor dem Sturm. Mit schweissnassen, zittrigen Fingern zünde ich einen der Joints an. Ich kann ihn leise Knistern hören und kleine Stückchen Glut sausen wie Glühwürmchen über das Wasser. Jeder Zug weht wie ein kühler Hauch durch meinen ganzen Körper. Wir schweigen beide, weil wir uns nun auch ohne Worte verstehen können. Wir sind Eins, wir beide, der See, diese Steine. Und alles wird von dieser ungeheuren Kraft durchflutet, mein Kopf, mein Bauch, meine Beine. Der Mond glitzert geheimnisvoll im Wasser. Die Straßenlaternen am gegenüberliegenden Ufer rotieren in rythmischen Intervallen. Im Plätschern des Wassers erklingen versunkene Melodien. Die Sterne senden verschlüsselte Morsezeichen und wenn man ganz genau hinsieht, dann kann man ein blaues glühen in der Luft erkennen. Mein Blick gleitet umher wie ein welkes Blatt im Wind. Ein Rettungsboot kommt vorbeigeschippert und strahlt uns mit einem riesigen Scheinwerfer an. Wir winken und geben der Besatzung zu verstehen, dass sie bei uns anlegen soll, damit wir an Bord gehen können. Doch das Boot tuckert ohne anzuhalten weiter. Wir brechen in schallendes Gelächter aus während ich mich auf den Stein stelle und triumphierend den zweiten Joint in die Luft halte. Ich fühle mich leicht wie eine Feder und hüpfe belustigt auf und ab. Der Geruch von frischverbranntem Marijuana taucht alles in ein gemütliches, warmes Licht. Wir folgen der Dunstwolke zurück ins Getümmel, oder das was davon übrig ist. Wir waren wohl, ohne es zu merken, geschlagene vier Stunden lang weg und nun wurde so langsam die Sperrstunde eingeläutet. Nur in vereinzelten Zelten wird noch aufgelegt. Wir sehen im erstbesten Zelt nach und bekommen erstmal einen kräftigen Schock versetzt. Die tanzwütige Meute ist gerade dabei sich durch ein Pfeifkonzert für das Abstellen der Musik zu revangieren. Die völlig Durchgedrehten versuchen alles aus der Verankerung zu reissen, was irgendwie unbefestigt erscheint und kleine Grüppchen versuchen durch Hüpfen den hölzernen Boden zum Einsturz zu bringen. Fasziniert von dieser aufkeimenden Gruppendynamik verharren wir ein paar Minuten auf unserer sicheren Position und durchqueren dann unbeschadet das tobende Zelt. Die verzweifelten Schreie der im Stich gelassenen verfolgen uns noch, bis wir das nächste Zelt erreichen. Dort darf noch aufgelegt werden. Wir suchen uns ein ruhiges Eckchen und trinken ein paar Bier und rauchen Zigaretten. Ich mache mich über den DJ lustig und schaue hübschen Frauen hinterher. Dann sehe ich eine besonders hübsche und denke darüber nach, wie man so eine wohl anspricht. Unsere Blicke streifen sich kurz und ich muss daran denken, wie riesig meine Pupillen jetzt sein müssen. Ob sie es bemerkt hat? Der DJ kündigt an, dass nun auch in diesem Zelt Zapfenstreich sei. Wir beschliessen zu gehen, bevor es zu weiteren Ausschreitungen kommt. Auf dem Zeltplatz hämmern Bongospieler in Trance auf ihre kostbaren Felle ein, vereinzelt vernebeln Rauchschwaden das schwache Morgenlicht. Wir sind zwar müde, doch zu aufgedreht zum schlafen. Wir sitzen noch einige Zeit am See, die Füße im Wasser, und rauchen Köpfe bis uns die Sonne zu hell wird. Nun sitze ich hier, und schwelge in diesen schönen Erinnerungen. Natürlich nahm ich auch später noch Drogen, doch dieser geheimnisvolle Zauber, der auf diesem Abend lag ist mir seitdem nicht mehr begegnet und je mehr ich darüber nachdenke, wird mir immer klarer, dass nicht die Drogen dafür verantwortlich waren, sondern das, was wir daraus gemacht haben. "Dies wird ihnen dereinst von ihrem Anteil am Paradies abgezogen werden", sagte er, als er mir die Dosis überreichte, die mir zustand.

Substanzen

  • Ecstasy / MDMA

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