Sally D
Ich hatte mich schon seit einiger Zeit über diesen ?Zaubersalbei? gründlichst informiert, weil ich die Absicht hatte ihn ein mal zu konsumieren. Die Legalität kam mir dabei sehr gelegen. Das hat mich neugierig gemacht. Als ich mich einige Gespräche lang mit meinem Nachbarn darüber unterhalten hatte bestellten wir ein paar Gramm Blätter und Extrakt von dieser Pflanze über das Internet. Nach etwa zwei Wochen kam das Paket bei mir an. Ich traf mich gleich darauf mit meinem Nachbarn um die Ware zu begutachten auf die wir schon so gespannt warteten. Sonderlich spektakulär sah es nicht aus. Ein etwas größeres Säckchen mit getrockneten Blättern und drei kleine Säckchen in denen sich das Extrakt befand. Dazu ein Feuerzeug und eine kleine Bong. Dann haben wir gleich einmal eine Geschmacksprobe durchgeführt. Die Blätter haben scheußlich bitter geschmeckt, aber das Extrakt wahr sehr wohlriechend. Wir sind dann wieder nach Hause gegangen um den Einbruch der Dunkelheit abzuwarten. Kurz nach der Dämmerung haben wir uns wieder getroffen um zum nahegelegenen Spielplatz zu gehen und es uns dort gemütlich zu machen. Unten angekommen plauderten wir noch ein wenig da wir klarerweise etwas angespannt und nervös waren. Dann stopfte J. das Köpfchen der Bong mit Blättern voll und bröselte noch etwas 5x - Extrakt darüber. Nach dem Rauchen merkte er zunächst nichts. Nach etwa einer Minute erzählte er mir, dass ?irgendwas passierte? und sich alles anfühlte wie Watte. Sonst geschah aber nichts großartiges. Wir warteten ab. Nach etwa einer Viertelstunde wollte er noch einen Hut rauchen. Diesmal nahm er einen halben Kopf Blätter und eine großzügige Fingerspitze voll 10x-Extrakt. Danach begann er sichtlich amüsiert zu lachen und mit den Händen vor seinem Gesicht herumzufuchteln und bekam einen krassen Lachflash. Nun entschloss ich mich auch den Salbei zu rauchen. Ich stopfte den Hut der Bong voll mit Blätter ohne Extrakt. Ich entzündete die Pfeife, zog den Rauch in meine Lunge und behielt ihn so lange drin bis ich wieder atmen MUSSTE. Ein etwas seltsames Gefühl stellte sich ein. Eine leichte Benommenheit welche aber wahrscheinlich von Sauerstoffentzug her rührte. Das war alles. Nach einer weiteren Viertelstunde stopfte ich mir den zweiten Pfeifenkopf. Diesmal fügte ich etwas 5x-Extrakt hinzu. Sofort nach dem Ausatmen zeigte die Droge Wirkung. Mir war als zöge mich eine Kraft nach hinten, welche mich im Genick gepackt hatte. Gleichzeitig hatte ich den Eindruck, dass auf meinen Augen zwei Saugnäpfe wären die mit aller Kraft in die entgegengesetzte Richtung zogen; also nach vorne. Auch zeigten sich leicht veränderte visuelle Eindrücke wie intensivere Farbwahrnehmung und zuckende Bildsequenzen. Weiters hatte ich ein seltsames, fast taubes oder leicht einengendes Gefühl im Mund- und Rachenbereich. Auch begann ich sofort ab ganzen Körper zu schwitzen. Alles was ich tat oder sagte hatte ich schon einmal erlebt. Erst vor sehr kurzer zeit. Ich hatte ein lange andauerndes Déjà-vu. Das wurde mir aber erst sehr spät klar. Die Wirkung klang rasch ab. Nach diesen ersten Eindrücken waren wir schon gespannt auf das volle Wirkungsspektrum dieses Rauschmittels. Doch da uns langsam kalt wurde und wir Hunger verspürten, gingen wir erst mal nach Hause um uns zu regenerieren. Etwa zwei Stunden später waren wir längst wieder voll bei Sinnen und setzten uns in mein Auto. Mein Nachbar rauchte wieder als erster; eine etwas höhere Dosis als vorhin. Wieder setzte die Wirkung sehr rasch ein. Er versuchte etwas zu sagen, aber es kamen nur Wortfetzen aus seinem Mund. Zum dritten Mal richtete ich mir eine Portion Salvia zurecht. Zum dritten Mal hatte ich die Dosis erhöht. Zum dritten Mal zog ich den mystischen Rauch in meine Lungen. Zum dritten Mal versuchte ich so lange wie möglich nicht auszuatmen. Zum ersten Mal hatte ich eine echte Vision. Nach dem ausatmen beutelte es mich so stark her, wie nie zu vor. Ich sah für sehr kurze Zeit vor dem Auto eine riesige, gelbe, gugelhupfartige Struktur mit feinen grünen Strichen. Sofort spürte ich wieder diese Kraft, die mich extrem schnell nach hinten zog. Ich schloss die Augen um mich voll dem Rausch hingeben zu können. Mir war so, als stand eine Frau bei diesem riesigen Kuchen die mich zu ihr herwinkte. Plötzlich verschmolz ich mit diesem Gebilde. Ich war ein Teil von ihm. Dann kam der Höhepunkt. Ich war kein Individuum mehr. Ich war ein Teil von der Gesamtheit der Existenz. Ich wusste nicht dass ich ein Mensch bin. Ich wusste nicht wo ich bin. Ich wusste nicht wer ich bin. Ich wusste nur, dass ich bin. Auch wusste ich nicht mehr dass ich eine sehr potente Droge zu mir genommen hatte. Aber es machte mir keine Angst. Ich wusste ja nicht, dass so etwas wie Angst existiert. Ich war gebunden an das ewige Sein. Nach einer Weile, besser gesagt nach einer Ewigkeit, materieloser Existenz, begann ich meine Lippen und meine Zungenspitze zu spüren. Es war seltsam, weil ich nicht klar war, was das zu bedeuten habe und ich nicht wusste was körperliche Gefühle sind. Wie flüssiges Lötzinn das sich auf Metall verteilt kehrte mein Körpergefühl ganz langsam in mich zurück. Allerdings konnte ich mir nicht klar machen was mein Körper war. Als ich meine Arme wieder spürte konnte ich anhand der vergangenen Geschehnisse meine Umgebung erahnen. Ich konnte mich dumpf an das Auto erinnern. Mir war für eine kurze weile so als wäre ich der Autositz. Jäh schoss mir die Erinnerung an die Droge in den Kopf. Es war wie ein Puzzle. Stück für Stück kehrten Orientierung, Erinnerung und Körpergefühl zurück. Letztlich riss ich mich vollkommen von dieser Welt los und öffnete die Augen. Überwältigt auf die Hauptstraße starrend fielen mir meine Beine auf. Langsam kapierte ich was da abgegangen war. Es war, als hätte ich eine Wiedergeburt erlebt. J. schien zu schlafen, aber als er meinte es würde kalt im Auto fiel mir meine klatschnass verschwitzte Kleidung auf. Schließlich deckten wir uns zu und saßen noch schweigend bei ruhiger Musik im Fahrzeug. Wieder in meinem Zimmer überkam mich eine starke, aber sehr angenehme Woge von Müdigkeit. Am nächsten tag erst habe ich dann wirklich erst den vollständigen Ablauf des Trips am Vorabend. Mir ging es schlagartig irgendwie besser als in der vergangenen Zeit, mir war als hätte ein neuer Lebensabschnitt angefangen. In Kombination mit dem täglich länger dauernden Sonnenscheins und der frühlingshaften Wärme fühlte ich mich einfach prima. Nicht high (denn Salvia macht nicht glücklich wie etwa andere Drogen), sondern einfach nur prima. Sally D., wie diese Pflanze auch gerne genannt wird lässt sich nicht beeinflussen. Sie zeigt dir genau das, was sie dir vermitteln will und nichts anderes. Wie der ?Schamane? (bei den Ureinwohnern Mexikos) die Visionen deutet ist subjektiv. Am folgenden Abend trafen wir uns wieder am Spielplatz. Diesmal waren wir zu dritt. Eine Freundin von uns wolle auch mal einen Salvia-Trip erleben. Aber leider zeigte sich bei ihr keine Wirkung. Zumindest glaubte ich das. Als ich nämlich als letzter die Bong zog, fing sie total übertrieben zu nerven und herumzuzicken an und beschimpfte mich, weil ich sie gerade am Höhepunkt meines, zum glück niedrig dosierten, Trips für eine riesige Glocke hielt und sie unter Tränen in den Augen auslachte. Sie war nur leicht angepisst, aber ich war hochgradig aggressiv und sehr, sehr leicht reizbar. Wäre der Salvinorinrausch nur ein bisschen heftiger gewesen dann wäre ich ihr garantiert an die Gurgel gesprungen. Aber davon wollte sie nichts hören. Ich konnte mich wieder beruhigen, da die Wirkung wieder am abklingen war und ich E. davon überzeugen konnte, dass es besser für sie wäre, wenn sie jetzt einfach mal die Klappe halten würde und nicht dauernd wie ein frisch geköpftes Huhn vor mir hin und herzurennen. Entspannung also nicht möglich. Gaaaaanz schlecht, wenn man auf Salvia ist. Dann haben wir noch ein paar Zigaretten geraucht. E. ist dann abgeholt worden. Dann sind J. und ich noch zum Gasthaus ein Bier trinken gegangen. Danach haben wir uns in sein Kellerabteil gesetzt weil J. noch mal in aller Ruhe im Warmen rauchen wollte; ohne stressende und unfähige Faktoren namens Eli. J. war etwa zehn Minuten lang, wie er es beschrieb, ein Teil einer nicht genauer definierbaren Struktur. Während dieser Zeit saß er regungslos zurückgelehnt auf einem hölzernen Sessel im Kellerabteil. Nun war ich an der Reihe. Ich wollte nach dem letzten, voll versauten Trip eigentlich nichts mehr vom Salbei probieren, dachte mir dann aber dass es schon noch einen Versuch wert wäre. Jetzt hatte ich ja genügend Chill-Atmosphäre und eine wärmere, vertraute Umgebung. Ich stopfte nur sehr wenig Blätter in den Kopf der Bong und garnierte diese mit zwei sehr großen Fingerspitzen des zehnfachen Extraktes. Kurz nach dem Ausatmen trat wieder kurz der Déjà-vu-Effekt auf. Sofort startete die Reise. Obwohl es im Raum stockdunkel war glaubte ich mich auf einer Bank vor Jo?s. Gartenhütte (er hat keinen Garten und geschweige denn eine dazugehörige Hütte) im Halbschatten der frühen Nachmittagssonne zu befinden. Schnell hatte ich das Gefühl als packte mich eine weibliche Gestalt von hinten an die Stirn um mich fest zuhalten. Zwei Gartenzwerge kamen mit Maurerkelle, Zement und Ziegelsteinen daher und begannen mich einzumauern, auf dass ich selbst ein Teil der Mauer werde. Das gefiel mir nicht. Ich sprang auf und hatte einen kurzen klaren Moment. Ich bekam etwas Panik, weil es plötzlich wieder stockdunkel war. Ich hieß meinen Nachbarn an schleunigst das Licht wieder einzuschalten. Dann kam der Schweißausbruch und ich war wieder vor der Gartenhütte. Diesmal saß ich in der Wiese. Die zwei Gartenzwerge kamen wieder daher und begannen mich zu schubsen. Ich musste sehr lachen, denn die kleinen Kerle sahen einfach zu ulkig aus. Ich konnte fast nicht aufhören zu lachen und sagte zu J. er solle bitte den Zwergen befehlen damit aufzuhören weil sie nicht auf mich hörten. Im selben Moment als er sagte ?Ja, hörts auf mit dem Scheiß!? war ich wieder im Keller. Meine Haut fühlte sich wieder total durchnässt an. Auch hatte ich einen ziemlich großen Druck auf der Blase und beschloss aus dem Kellerabteil hinaus in den Wald (welchen ich ?wie gewohnt? direkt vor der Abteiltür aufzufinden glaubte) zu gehen um mich zu erleichtern. Als der Bewegungsmelder das Licht am Gang einschaltete war ich zunächst sehr verwirrt darüber, nicht im Wald zu stehen ;-) . Langsam kehrte meine Orientierung zurück. Was wollte mir Sally D. damit sagen? Vielleicht dass ich mich nicht einengen lassen soll? Immerhin habe ich es den Zwergen nicht ermöglicht mich einzumauern. Auch der Frau die mich fixierte damit die Zwerge ihr Werk verrichten konnten bin ich entkommen. Tatsächlich war ich den folgenden Tag lang anders drauf als sonst. Ich habe mir nichts, aber auch gar nichts gefallen lassen. Ich würde es am ehesten als ?aufmüpfig? bezeichnen, obwohl ich dieses Wort nicht besonders gerne mag. Ich will allerdings nicht zu sehr ins Detail gehen. Was kann ich nun über diese eigenartige Pflanze sagen? Es ist eine Erfahrung die ich jetzt nicht mehr missen möchte. Weder ist sie positiv noch negativ, aber dennoch äußerst interessant. Es ist mit keinen mir bekannten Drogen (und das sind zum Glück nur sehr, sehr wenige) vergleichbar. Das Gefühl welches man hat wenn man langsam wieder in diese Welt zurückkommt ähnelt meiner Meinung nach einem sehr langsamen Erwachen aus einem Fiebertraum, was ich nicht als besonders angenehm empfunden habe. Das würde auch die Schweißausbrüche erklären, aber das wollen wir mal den Wissenschaftlern überlassen. Ich habe erst mal genug vom Wahrsagesalbei. Vielleicht werde ich es in einigen Monaten nochmals inhalieren, habe es aber nicht direkt vor. Sollte sich etwas ergeben und ich gerade in der richtigen Stimmung sein; dann vielleicht. Wir werden sehen. Jeder muss selbst wissen war er/sie tut.
Substanzen
- Salvia Divinorum
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